Ein besonderes Musikerlebnis – „Faltenradio“ im Walthersaal in Brixen

Gestern Abend war mir ein besonderes Musik-Erlebnis gegönnt. Der Männergesangverein Brixen hat als Auftakt zum 150-Jahr-Jubiläum die Gruppe „FALTENRADIO“ in den historischen Walthersaal geladen, der vor kurzem renoviert werden konnte. Die vier grandiosen Musiker, die in Wien, Salzburg und Linz als Musiker und Musikpädagogen tätig sind, überzeugten mit höchster musikalischer Virtuosität, einem enorm breiten musikalischen Programm und einer sehr gelungenen Inszenierung. Von der Renaissance, über authentische Volks- und Weltmusik bis hin zu jazzigen Stücken – die vier humorvollen und schauspielerisch begabten Vollblutmsiker überzeugten mit viruosem Spiel aller vorstellbaren Klarinetten, wechselnden Besetzungen mit steirischen Harmonikas, Rhythmusgruppe mit Ganzkörperseinsatz, Gesang und souverän vorgetragenen Übergangstexten, die auch das Gedenken an das Schicksal der Salzburger Sinti und Roma umfingen. Der Maxglaner Zigeunermarsch gehört zu den meistgespielten Melodien im Alpenraum und entstand höchstwahrscheinlich im Maxglaner Anhaltelager, in das die Nazionalsozialisten ab 1940 die Roma- und Sinti-Familien aus der Umgegung von Salzburg einsperrten. Leni Riefenstahl suchte sich im Lager Komparsen für ihren erst 1954 fertig gestellten Film „Tiefland“ aus und versprach ihnen angeblich die Freiheit für ihre Mitwirkung. Die allermeisten von ihnen wurden zusammen mit 500.000 Sinti und Roma nach Lackenbach und/oder Auschwitz gebracht und dort ermordet. Bemerkenswert, wie es dem souveränen Musiker-Quartett (Alexander Neubauer, Alexander Maurer, Matthias Schorn, Stefan Promegger) gelungen ist, diesen Bezug in das durch und durch gelungene Programm aufzunehmen.