„Faltenradio“ eröffnete die Saison furios
Ein virtuoses Wechselbad der musikalischen Gefühle erlebte das Publikum im beinahe ausverkauften Peiner Forum zum Auftakt der Kulturring-Saison: Im Rahmen der 31. Niedersächsischen Musiktage verzauberte das österreichische Klarinettenquartett „Faltenradio“ den Saal.
Peine. Musik mit allen Sinnen genoss das Peiner Publikum – schon nach dem ersten Stück erklangen Jubelrufe. Als schließlich kurzzeitig das Licht ausfiel und Zuschauer zu reinen Zuhörern worden, tat das dem Genuss keinen Abbruch. Trotzdem sind die Musikanten, wie sich die vier virtuos aufspielenden Österreicher nennen, ein Erlebnis, das nicht nur schön anzuhören, sondern auch gut anzuschauen ist. Fantastisch, wie die Musiker ihren Instrumenten, die nicht nur auf Klarinetten beschränkt sind, die Töne entlocken und mit ganzem Körpereinsatz völlig unaufgeregt in der Musik schwelgen. Nebenbei haben die Vier, die in den namhaftesten Orchestern und Musikschulen Wiens und Salzburgs ihre Heimat haben, auch noch etwas zu sagen. Philosophische Betrachtungen zur Welt und ihrer Zukunft von Leonard Bernstein über Karl Kraus bis hin zu Konstantin Wecker, dessen bedrückendes Lied „Zigeuner san kummen“ das Publikum verharren lies bevor es mit stürmischen Applaus die Musiker in die Pause begleiteten, führten durchs zweistündige Programm. Die Superstars des Klarinettenspiels bescherten ihrem Publikum einen wilden, aber stimmigen Ritt durch verschiedene Musikgenres: Eben noch atemlos großartigen Jazz zelebriert, nahm „Faltenradio“ Fahrt auf und wanderte per Knopfakkordeon und verschiedenen Klarinetten scheinbar durch die Berge. Auf Jodler wartete das Publikum, obwohl es passend gewesen wäre, erfreulicherweise vergeblich – dies hätte den wirklichen Genuss der so unkitschig und genussvoll gespielten Volksmusik gestört. Auch Dmitris Schostakowitschs 5. Polka passte hier genauso gut rein, wie nach der Pause das grandios gespielte „Fuga y misterio“ von Tango-König Astor Piazzolla oder Franz Schuberts „Leise klingen meine Lieder“, immer wieder unterbrochen durch großartig gespielte Volksmusikstücke. Rockig wurde es zum Schluss, als die Österreicher Falcos „Amadeus“ auferstehen ließen. Stehende Ovationen beendeten ein Konzert der Extraklasse. Grandios!