Mitreißende Vielfalt mit „Faltenradio“
Bei „Meisterkonzerten“ gab es diesmal unvermutete Kombinationen auf höchstem Niveau
Iffeldorf. Harmonikas und Klarinetten, ein Metronom, die Stimme, die Füße und ein ordentlicher Schuss Wiener Schmäh: Mit dieser Kombination und unglaublicher Vielfalt begeisterte „Faltenradio“ jetzt bei den „Iffeldorfer Meisterkonzerten“. Wobei der Name nicht auf das Alter des Publikums zielt, sondern ein scherzhaftes Synonym ist für die Steirische Harmonika. Wer dabei jedoch nur an Volksmusik denkt, irrt sich gewaltig.
Mit dem Programm „Landflucht“ zeigen Alexander Maurer, Stefan Prommegger, Alexander Neubauer und Matthias Schorn eindrucksvoll, wie kleingeistig es ist, Musik in ein Raster zu packen. Sie mischen munter Mozart und Wader, Kubas Lebensfreude und Gregorianisches, Nachdenkliches und Amüsantes.
Alles mit charmant-larmoyanter Moderation. Und natürlich mit der unglaublichen Virtuosität der vier Profimusiker. Sowie deren Leidenschaft beim Spiel und beim Experimentieren.
Das ist aber der ersten Sekunde zu spüren. Zum Takt des Metronoms entlockt Alexander Maurer der Harmonika sphärische Klänge. Im Gleichschritt erscheinen nach und nach die Kollegen und legen mit den Klarinetten und „Ten Children“ des amerikanischen Jazzers Michael Lowenstern über den Saal einen dichten Klangteppich, der abrupt in den schmissigen „Links-Rechts-Marsch“ umschwenkt. Dem folgt eine launige Wirtshausbegrüßung mit feiner Schmähung der Obrig- und Geistlichkeit. Weiter geht’s mit Mozart „Dafür hat uns der Pfarrer zum Studieren in die Stadt geschickt“. Das „Adagio 580a“ ist zum Dahinschmelzen. Fein abgestimmt mit drei Klarinetten, dazu sachte Orgeltöne vom Akkordeon. Ebenso romantisch Schumanns „Träumerei“ aus den „Kinderszenen“, ausgefeilt improvisiert Friedrich Guldas jazziges „Für Rico“. Makaber Ludwig Hirschs „Ich hab’s wollen wissen“ und zum Mitsingen für ein stimmkräftiges Publikum etwas Hannes Wader. Den roten Faden bilden die tollen, unvermuteten Kombinationen auf höchstem Niveau. Da tobt das Publikum im vollen Saal und lässt die Musiker erst nach mehreren Zugaben und einem fetzigen „Rock me Amadeus“ gehen.